Theodor Heuss, der Liberalismus und die politische Kultur Deutschlands

Veranstaltung zum 50. Todestag von Theodor Heuss
am 17.12.2013 um 17 Uhr, Berlin-Mitte
in Kooperation mit der Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit

EINLADUNG

 

 

Theodor Heuss und die politische Kultur Deutschlands

Wellingerhof, Berndt, Frölich, du Mont, Kromrei, Morlok, Beer, Heuss
Anlässlich des 50. Todestages von Theodor Heuss lud die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit zum vorweihnachtlich geprägten Festakt in Kooperation mit dem Deutschen Werkbund Berlin e.V. ein. Der historische Hörsaal des Kaiserin-Friedrich-Hauses in Berlin-Mitte war mit 220 Besuchern bis auf den letzten Platz gefüllt.

Staatsmann überparteilicher Instanz

Morlok, Beer
In seiner Begrüßung verwies Prof. Jürgen Morlok, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung, auf die Bedeutung des 1963 verstorbenen Theodor Heuss, dessen „Bild vom gebildeten und leutseligen Staatsmann“ bis heute als „überparteiliche Instanz“ wahrgenommen werde. Heuss´ Ansehen resultiere dabei nicht nur aus seinem Amt als erster Bundespräsident, sondern ebenso aus weiteren wichtigen politischen Stationen, etwa als erster Bundesvorsitzender der Freien Demokratischen Partei. Sein umfassendes parteiliberales Engagement verdeutliche zudem, welcher Größenordnung liberalen Denkens Heuss zuzuordnen sei. Weltanschaulich, persönlich und biografisch ist er dabei aufs engste mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit verbunden. Anlässlich der aktuellen schweren Krise der Liberalen verwies Morlok auf Heuss, der seinerzeit Naumann zitierte. Wenn sich der Liberalismus erneuern möchte, müsse er „bis zur untersten Tiefe seiner eigenen Prinzipien hinabsteigen und aus dieser seiner alten Brunnenstube neues Wasser herausholen“. So solle der 50. Todestag nicht nur dem Gedenken, sondern auch dem Schöpfen neuen Mutes und neuer Kraft gelten.

„Der Mensch hat seine Würde dadurch, dass er ein freier Mensch ist.“

Beer
Auch Nicola Beer, Hessische Kultusministerin und neue Generalsekretärin der FDP, plädierte dafür, den Grundgedanken des Liberalismus einzufordern. Denn: „Wer nicht weiß, wo seine Wurzeln sind, wird den Weg in die Zukunft nicht finden“. Mit dem Heuss-Zitat von 1948, beschrieb sie die Essenz des Liberalismus: „Der Mensch hat seine Würde dadurch, dass er ein freier Mensch ist.“ So sei es Aufgabe der Liberalen, diese Würde immer wieder sicherzustellen. Innere Überzeugung, Haltung und daraus resultierende Würde seien dabei die Begriffe, die mit Theodor Heuss in Verbindung stehen und dessen Vorbild es aufzugreifen gelte.

Die beste Kulturpolitik ist wohlwollendes Gewähren

Voller Hörsaal im Kaiserin-Friedrich-Saal
Voller Hörsaal im Kaiserin-Friedrich-Saal
Claudia Kromrei
, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Werkbundes Berlin e.V. (DWB), strich Heuss´ Verbindung zum Werkbund heraus. Künstler, Unternehmer und zahlreiche weitere Mitstreiter, so auch Friedrich Naumann, waren bei der Gründung des DWB 1907 dabei. Heuss war von 1918 bis 1933 Geschäftsführer und Vorstandsmitglied und prägte die Vereinigung mit. 1951 hielt er in Stuttgart eine Rede mit dem Titel „Was ist Qualität“ und betonte darin, die beste Kulturpolitik sei „wohlwollendes Gewähren lassen“. Zwischen Kunst und Staat zog Heuss immer einen Graben und betonte dabei die staatliche Pflicht, das Gute gewähren zu lassen.

Demokrat ohne Scheuklappen

Frölich, du Mont
Der Höhepunkt des Festaktes stellte eine moderierte Lesung dar: Schauspieler Sky du Mont und Jürgen Frölich vom Archiv des Liberalismus der Stiftung für die Freiheit skizzierten in Form einer moderierten Lesung ausgewählte Passagen aus Reden, Briefen und Texten von Theodor Heuss ein lebendiges Bild der facettenreichen Person Heuss´, der Politiker, Liberaler, Journalist, Ökonom und Hochschullehrer war. Du Mont lieh Heuss dafür seine Stimme. Dabei wurden etwa die Themen Liberalismus, politische Erfahrungen und Erkenntnisse, behandelt. Bereits 1909 reflektierte der junge Heuss über seinen politischen Standort, er sei ein Demokrat ohne Scheuklappen. Auch ganz persönliche Bereiche wurden in der Lesung angeschnitten, so die letzten Anweisungen Heuss´ bezüglich seines eigenen Begräbnisses.

Liberalismus als Lebenshaltung

Heuss
Als Repräsentant der Familie geleitete Ludwig Theodor Heuss, der Enkel von Heuss und stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung, zum Schlusswort. Er betonte zunächst, Heuss habe vorgelebt, was Liberalismus als Lebenshaltung bedeute. Heuss zeichnete ein vielseitiges Bild seines Großvaters nach. Etwa jenes des Schwaben in Berlin, für den die Hauptstadt eine große Rolle spielte und der die Geschäftigkeit dieser zu schätzen wusste. Zeit seines Lebens war Theodor Heuss künstlerisch aktiv; sich selbst als „vergnügter Dilettant“ bezeichnend, bildete er sich als zeichnender und sehender Mensch an Architektur und Landschaft weiter. Seine politischen Erfahrungen waren aber auch von Niederlagen geprägt, die er stets mit Haltung und innerer Ruhe zu nehmen wusste. Das Führen einer modernen Ehe mit Elly Heuss Knapp zeugte ebenso von der liberal geprägten und gelebten Haltung. So betonte der Enkel Heuss zum Abschluss des Abends, dass Theodor Heuss stets für einen nach humanistischen Vorstellungen geprägten Liberalismus stand, der nichts Hartes oder Kaltes an sich hat, sondern mit Leben und Seele erfüllt war.

Im Anschluss wurden die Gäste zum Empfang geladen, wo der Abend bei weihnachtlich-musikalischer Untermalung seinen Ausklang fand.

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letzte Änderung: 19.12.2013